Wie seriös ist ein Windenergieanbieter?

Diese Frage sollte sich jeder stellen, der ein Angebot eines Windenergieanbieters vorliegen hat. Damit richtet sich diese Fragestellung insbesondere an die Gemeindeverwaltungen und die privaten Grundstückseigentümer. Sowohl die Verwaltungen als auch die privaten Grundstückseigentümer scheinen häufig mit der Beantwortung dieser Frage vor großen Schwierigkeiten zu stehen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Anbieter mit einem "lukrativen" Angebot winken, werden alle Bedenken vergessen. Aber auch hier gilt wie für jede Investition: Je höher die versprochene Rendite, desto höher das Risiko.

 

Welche Methoden die Betreiber anwenden, zeigen wir Ihnen zunächst am Beispiel ABOWind. Weiter unten finden Sie eine Hilfestellung zur Beurteilung der Anbieter.

Faktencheck AboWind - Achtung Nonsens!

AboWind  hatte im Januar 2021 zum geplanten Windpark in Himmighofen-Kasdorf einen sog. "Faktencheck" veröffentlicht und will dabei auf die von Nochern veröffentlichten Bedenken reagieren. Wir haben diese Fakten geprüft und stellen diese für Sie klar.

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Faktencheck
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Unser Index

In der nachfolgenden Betrachtung soll den Investoren die Möglichkeit gegeben werden, seriöse von unseriösen Angeboten auf der Grundlage der versprochenen Stromerträge zu unterscheiden, um wenigstens den größten Schaden zu vermeiden. Selbstverständlich ist dies nur ein Merkmal und entbindet den Investor nicht davon, das Angebot auch im Hinblick auf die sonstigen Parameter kritisch zu hinterfragen. Insbesondere sollte sich der Investor, also die Gemeinde oder der Grundstückseigentümer, auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ohne Subventionierung aushändigen lassen. Lediglich die mündliche Aussage, dass die Anlagen auch ohne Subventionen rentabel laufen, ist blauäugig und höchst gefährlich! Am Ende bleibt ohnehin ein klares Ergebnis: Windenergie lohnt sich nicht in unserer Region. Der geringe Umsatz aus Stromerlösen wird durch die hohen Kosten aufgezehrt.

 

Durch den Verfasser wurde ein Seriositätsindex ermittelt, der eine schnelle Plausibilisierung des versprochenen Stromertrags erlaubt. Dieser basiert auf der vom Bundesverband der Energie-und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) für das Jahr 2014 für Rheinland-Pfalz veröffentlichten Volllastquote von 17% (Hessen: 16,8%), die sich auf die 8.760 Jahresgesamtstunden bezieht. Auf diese Veröffentlichung wurde bereits an anderer Stelle dieser Homepage verwiesen. Da sie aber wichtig ist und als Grundlage für den Seriositätsindex dient, wird sie hier nochmals kurz per Karte dargestellt.

Man beachte, dass die Volllaststunden nicht als die Zahl der Stunden definiert sind, in denen die Anlage mit Volllast arbeitet. Zeiten mit geringerer Leistung (Teillastbetrieb) tragen ebenso zur Energieproduktion bei und somit zu den Volllaststunden. Die Anlage produziert also in einem Jahr insgesamt so viel Energie, wie wenn sie für die jeweilige Anzahl von Stunden mit Volllast und sonst gar nicht produzieren würde – auch wenn es in Wirklichkeit weniger Stunden mit Volllast sind, dafür aber auch viele mit Teillast.
Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. in: Erneuerbare Energien und das EEG: Zahlen, Fakten, Grafiken (2014), Abb. 15.
Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. in: Erneuerbare Energien und das EEG: Zahlen, Fakten, Grafiken (2014), Abb. 15.
Wie rechnet der Seriositätsindex? Grundsätzlich funktioniert der Index ganz einfach. Er ermittelt zunächst auf der Grundlage der vom Bundesverband BDEW für Rheinland-Pfalz vorhandenen Volllaststunden in Abhängigkeit zur Leistung und Anzahl der Windkraftanlagen einen tatsächlich erzielbaren Stromertrag in kwh. Diesen Stromertrag vergleicht er nun mit dem Stromertrag, den der jeweilige Anbieter versprochen hat. Die Differenz wird nun prozentual umgerechnet. Je deutlicher der ermittelte Prozentwert über 100 % liegt, desto unglaubwürdiger ist das Angebot. Die Berechnung wurde für drei übliche WKA-Typen mit einer Leistung von 2,5 MW / 2,75 MW / 3,00 MW durchgeführt und kann nachfolgend insgesamt oder unterschieden nach Leistungstyp abgerufen werden. Jeder Investor kann sich hier leicht ausrechnen, wie seriös das Angebot des Windenergieanbieters tatsächlich ist.

Lesebeispiel:

Im Windpark Heidenrod werden 12 Anlagen vom Typ GE 2,5-120 mit einer Nennleistung von 2,5 MW gebaut. Laut Angaben des Betreibers sollen hieraus 90.000.000 kwh Strom pro Jahr erzielt werden. Dies entspricht einer Volllastquote von 34,2%, d.h. 3.000 Volllaststunden. Dieser versprochene Stromertrag übersteigt den laut BDEW erzielbaren Ertrag um 202 %! Von einem seriösen Angebot zu sprechen ist realitätsfern. Bezieht man die Stromvergütung von 8,9 Cent/kwh zusätzlich in die Betrachtung mit ein, resultiert ein Umsatzeinbruch von über 4 Mill. EUR pro Jahr.

Hier finden Sie die einzelnen Indizes zum Download:

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Seriositätsindex in der Gesamtansicht
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Seriositätsindex für eine Anlage mit 2,5 MW
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So falsch informiert ABO Wind!

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Seriositätsindex für eine Anlage mit 2,75 MW
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Seriositätsindex für eine Anlage mit 3,0 MW
Seriositätsindex_3,0.pdf
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Wer sich detailliert mit dem Thema Energieertrag und Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen beschäftigen möchte, findet hier eine interessante Homepage, auch wenn diese originär für die Schweiz erstellt wurde. Die dort hinterlegten Analysetools sind jedoch standortunabhängig nutzbar und die selektierbaren Windkraftanlagen entsprechen den Typen, die auch in Deutschland vertrieben werden.